Viele Untersuchungen zeigen, dass Personen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-störung (ADHS) häufiger unter Störungen durch Substanzkonsum leiden. Dagegen gibt es kaum Projekte wie dieses, das bei Personen mit ADHS den Beginn und Verlauf von Substanzkonsum während eines bestimmten Zeitraums beschreibt. Eine Studie dazu wurde unter Mitwirkung von UPD-Forschenden in der Fachzeitschrift «Addiction» publiziert.
In Zusammenarbeit mit Forschungsgruppen der Universitäten Lausanne, Amsterdam und Antwerpen zeigte die Gruppe Suchtforschung der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der UPD unter der Leitung von Prof. Dr. med. Werner Strik und Prof. Dr. phil. Franz Moggi, dass von rund 5‘000 untersuchten, zwanzigjährigen Schweizer Männern 4.2% unter ADHS-Symptomen leiden.
Die Gruppe mit ADHS-Symptomen konsumierte bereits zum Zeitpunkt der Ersterhebung, aber auch 15 Monate danach im Allgemeinen häufiger bzw. intensiver Suchtmittel, als die Gruppe ohne ADHS-Symptome. Noch wichtiger ist jedoch der Befund, dass diejenigen Männer mit ADHS-Symptomen, die bei der Ersterhebung noch gar keine Suchtmittel konsumierten, innerhalb der nächsten fünfzehn Monate ein deutlich höheres Risiko aufwiesen, mit dem Konsum von Cannabis und anderen Drogen, einschliesslich nicht verschriebenen Medikamenten (z.B. Ritalin) zu beginnen, als Männer ohne ADHS Symptome (siehe Abbildung). Das Risiko war nicht erhöht für den Beginn von Alkohol- und Nikotinkonsum. Das erhöhte Risiko für andere Suchtmittel bleibt aber auch bestehen, wenn der Einfluss von Störungen des Sozialverhaltens im Jugendalter statistisch kontrolliert wird. Aus Präventionsperspektive könnte bei jungen Männern das Erkennen und Behandeln von ADHS Symptomen eine Frühprävention zur Risikoverringerung von Drogen- und Medikamentenkonsum bzw. Substanzkonsumstörungen sein.