«Die zusätzliche Station auf dem Inselareal stärkt und ergänzt das bestehende Kriseninterventionszentrum der UPD», sagte der zuständige Chefarzt Prof. Dr. med. Sebastian Walther in seiner Ansprache anlässlich der Eröffnung der neuen Station Wernicke Anfang Dezember 2017.
Die Station hat 18 Behandlungsplätze und einen tertiärmedizinischen Auftrag im Bereich der Intensivpsychiatrie. Zwei Plätze sind, mit Monitoren auf intermediate-care-(IMC) Niveau ausgestattet, zur fachgerechten Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten bei Patienten mit schweren somatischen Beeinträchtigungen. Die Station hat besondere Kompetenzen in der Abklärung und Behandlung komplexer psychiatrischer Bewegungsstörungen (z.B. Katatonien), schwerkranker Patienten mit therapieresistenten Depressionen, komplizierter Intoxikationen mit Verhaltensauffälligkeiten aber auch von psychiatrischen Patienten, die aufgrund körperlicher Erkrankungen oder Selbstverletzungen von der Nähe zur somatischen Medizin des Inselspitals profitieren. Zudem können für Patienten belastende und kostspielige Transporte zwischen den Standorten der UPD auf dem Inselareal und dem Waldau-Areal reduziert werden.
Bern gehört weltweit zu den wenigen Zentren mit besonderer Kompetenz für die Abklärung, Behandlung und Erforschung psychisch verursachter Bewegungsstörungen. Die Station Wernicke bietet moderne Behandlungen für diese und andere komplexe Erkrankungen an, die individuell abgestimmte Kombinationen von störungsspezifischer Psychotherapie, Pharmakotherapie und modernen Hirnstimulationsverfahren (z.B. Elektrokonvulsion, transkranielle Magnetstimulation oder tiefe Hirnstimulation) erfordern. Patienten und Angehörige werden umfassend über die Vielfalt der verfügbaren Therapien beraten und können über die Anwendung der anspruchsvollen modernen Verfahren selbst entscheiden.
Der Name der Station ehrt Carl Wernicke, einen bekannten und visionären psychiatrischen Neurowissenschaftler des späten 19. Jahrhunderts, der wesentliche Beiträge zu lokalisierten Hirnfunktionen wie Sprache, Wahrnehmungen und Bewegungen geleistet hat. Einige seiner weitsichtigen Vorstellungen über die Entstehung von komplexen psychiatrischen Symptomen wie Halluzinationen und Bewegungsstörungen wurden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Berner Psychiatrie in den vergangenen zwei Jahrzehnten bestätigt.