Mit dem Jahresende 2019 klang nicht nur ein Jahr, sondern gleich ein ganzes Jahrzehnt aus.
Die «10er Jahre» waren sowohl für das Gesundheitswesen allgemein, wie auch für die psychiatrische Versorgung und die UPD im Speziellen geprägt von vielen Veränderungen, Entwicklungen und Fortschritten.
Die Versorgungsstrukturen verändern sich und es entwickeln sich neue integrierte Versorgungsmodelle mit weiterhin zunehmender Verzahnung mit Zuweisenden und nachgelagerten Angeboten. Das Jahr 2019 war geprägt durch die Einführung neuer Angebote für unsere Patientinnen, Patienten und betreuten Personen. Beispiele dafür sind der Modellversuch für aufsuchende stationsäquivalente Behandlung AT_Home der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder die operative Zusammenarbeit zwischen der Alterspsychiatrie und der Berner Stiftung Diaconis im Bereich Palliative Care. Zudem wurde im zu Ende gehenden Jahr der Aufbau integrierter Angebote zwischen verschiedenen Direktionen bearbeitet, wie z.B. im Projekt Start2work, in dem das AtR!Sk-Team der Kinder- und Jugendpsychiatrie mit dem Job Coach Placement des Zentrums Psychiatrische Rehabilitation der UPD die Zusammenarbeit ausgestaltet.
Erfreuliche Erfolge gab es auch 2019 in der Lehre und Forschung. Junge Forscherinnen und Forscher wurden habilitiert oder erhielten wichtige Auszeichnungen und es konnten bedeutende Drittmittel für zahlreiche Forschungsprojekte eingeworben werden.
Mit der Verselbstständigung per 1. Januar 2017 veränderte sich auch die Wahrnehmung der UPD in der Öffentlichkeit, und zwar – wie eine Imageanalyse im Herbst 2018 ergab – zum Guten. Wir intensivierten letztes Jahr unsere Kommunikation mit Fachsymposien, Sozialkonferenzen, öffentlichen Veranstaltungen an der Universität Bern, mit der Preisverleihung Berner Sozialstern oder der Teilnahme an Messen zur Rekrutierung von Fachleuten mit unserem neuen Messestand. Die Tendenz zur positiveren Wahrnehmung der UPD zeigt sich auch in der hohen Medienpräsenz im Jahr 2019 mit vielen positiven Artikeln über verschiedene psychiatrische Themen, für welche unsere Experten beigezogen wurden. Den medialen Höhepunkt stellte im März die Ausstrahlung der Sendung «Mona mittendrin in der UPD» zur Prime Time auf SRF1 dar, die von 257'000 Zuschauern angesehen wurde.
Ebenso wichtig wie das Image in der Öffentlichkeit ist die Reputation der UPD bei wichtigen Partnern wie den Zuweisenden und Nachsorgenden. Ein systematisches Customer Relationship Management sowie das Projekt Austrittsmanagement sollen deutliche Verbesserungen in der Zusammenarbeit bewirken.
In der baulichen Infrastruktur wurden 2019 wichtige Weichen gestellt. Der Verwaltungsrat hat Investitionen zur Steigerung der Attraktivität der Angebote für Zusatzversicherte gesprochen. Zudem freuen wir uns, dass nach langer Planung Mitte April 2020 mit dem Neubau der Werkhalle Holzplatz des Zentrums Psychiatrische Rehabilitation begonnen werden konnte, die 2010 einem Grossbrand zum Opfer fiel. Der Verwaltungsrat hat ebenfalls erhebliche Mittel für die Erneuerung der technischen Kommunikationslösungen als Basis der Digitalen Transformation gesprochen. Deren erfolgreiche Umsetzung wird für die UPD in den nächsten Jahren essenziell. Bei der Optimierung der technischen Infrastruktur und der Prozesse gelangen uns im Berichtsjahr ebenfalls erfreuliche Fortschritte.
Wie die Kantonsregierung Ende August 2019 berichtete, plant die UPD ihre Präsenz auf dem Areal des Inselspitals zu erhöhen und die Zusammenarbeit mit der Insel Gruppe zu verstärken.
Beide Partner sind seit einiger Zeit an der Erarbeitung eines Masterplans. Im Jahr 2019 konnten wichtige Etappenziele erreicht werden; so u.a. eine Einigung mit der Denkmalpflege sowie gemeinsame Haltungen der UPD und der Insel Gruppe bezüglich des Betriebskonzeptes.
2019 war ein anspruchsvolles Jahr. Wir haben viel erreicht und in einigen Gebieten stabile Grundlagen für eine erfolgreiche Zukunft schaffen können. Wir haben im ambulanten Bereich über 10% mehr Leistungen erbracht als im Vorjahr und über 17% mehr Fälle verzeichnet, dabei aber nur 3.6% mehr Tarmed-Taxpunkte abrechnen können. Das ist auch eine Auswirkung der bundesrätlichen Sparmassnahmen. Die Nachfrage nach stationärer Behandlung ist auf hohem Niveau noch einmal um fast 1'000 Pflegetage gestiegen. Die unbefriedigende Situation beim Entgelt unserer Leistungen in allen Bereichen sowie Mehraufwendungen bei unserem Mitarbeitenden und in der Informatik führten dazu, dass wir mit dem erzielten EBITDAR von CHF 12.2 Mio resp. einer EBITDAR-Marge 7.5% des Erlöses unter unserer langfristigen Zielsetzung von 10% geblieben sind.
Im vergangenen Jahrzehnt hat sich in der Versorgung, in Lehre und Forschung, in der Infrastruktur und im Support vieles verändert und entwickelt. Auch in den «20er-Jahren» wird sich die UPD grossen Herausforderungen stellen müssen. Ich danke allen, die uns dabei unterstützen: unsere Mitarbeitenden in Zusammenarbeit mit unseren Partnern, Zuweisern, Nachsorgern und allen vernetzten Institutionen.
Ende 2019 blickte ich auf ein gutes Jahr zurück. Niemand konnte ahnen, was sich zu dieser Zeit auf der anderen Seite der Welt bereits anbahnte und kurz darauf unser aller Leben verändern sollte. Und niemand weiss zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Vorworts, wie schwer und wie lange Corona unsere Gesellschaft, die psychische Gesundheit und damit auch die Versorgung und die UPD prägen wird.
Für die UPD stellt das Coronavirus eine riesige Herausforderung dar. Wir haben frühzeitig die Zeichen erkannt und eine Task Force unter der Leitung des Ärztlichen Direktors und weiteren wichtigen Entscheidungsträgerinnen und –trägern aus allen Kliniken und Direktionen einberufen. Dieser Krisenstab orientiert sich täglich über die Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit BAG, des Kantonalen Führungsorgans sowie der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI). In den Universitätskliniken, der Psychiatrische Rehabilitation und in der Direktion Dienste und Betrieb wurde und wird alles unternommen, um die Situation unter Kontrolle zu halten. Die Corona-bedingte temporäre Schliessung resp. Reduktion von ambulanten und tagesklinischen Angeboten und die Einschränkungen im stationären Bereich werden erhebliche Spuren im nächsten Geschäftsbericht nach sich ziehen. Unser oberstes Ziel ist aber natürlich der Schutz aller Menschen in der UPD: Patientinnen und Patienten, betreute Personen und natürlich unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Hoffen wir auf eine rasche und nachhaltig erfolgreiche Bewältigung dieser Krise. Bleiben Sie gesund!
Stefan Aebi
Vorsitzender der Geschäftsleitung