Die Corona-Pandemie beschäftigte uns auch im Jahr 2021 Tag für Tag. Die dritte Welle im Frühling und die vierte im Herbst stellten die Mitarbeitenden sämtlicher Berufsgruppen erneut vor grosse Herausforderungen. Namentlich die Kolleginnen und Kollegen in den Bereichen Medizin und Pflege/Pädagogik spürten die Belastungen durch die sich ständig verändernde Lage mit immer neuen Vorgaben, Empfehlungen und Massnahmen. Aber auch die Kolleginnen und Kollegen, die im Hintergrund der unmittelbaren Patientenversorgung unermüdlich neue Prozesse und Massnahmen umgesetzt haben, waren von den Belastungen der Pandemie betroffen, Die im Dezember aufbrandende fünfte Welle mit der Omikron-Variante führte dazu, dass sich eine zunehmende Anzahl von Mitarbeitenden in Isolation oder Quarantäne begeben mussten. Dies mit dem Effekt, dass die sonst schon angespannte personelle Situation wegen des herrschenden Fachkräftemangels noch verstärkt wurde. Trotz oder gerade aufgrund aller Herausforderungen und Belastungen durch die Pandemie möchte ich eines betonen: Wir an der UPD haben viel geleistet und können darauf stolz sein. Wir haben uns in hohem Masse gegenseitig unterstützt, Probleme flexibel und miteinander gelöst und dabei die so dringend notwendige Versorgung psychisch kranker Menschen während der Pandemie auf hohem Niveau aufrechterhalten.
Begehrte Fachkräfte
Mehrere psychiatrische Institutionen in der Schweiz mussten im zweiten Corona-Jahr wegen personellen Engpässen ihr Versorgungsangebot einschränken. Dies betraf leider für eine gewisse Zeit auch die UPD. Zur Aufrechterhaltung einer guten Behandlungsqualität mussten wir im Sommer in der Erwachsenenpsychiatrie vorübergehend eine Akutstation schliessen. Für Patientinnen und Patienten wurden individuelle Lösungen gesucht. Die Fachkräfte konnten zur Unterstützung in den anderen Stationen eingesetzt werden.
Dem Fachkräftemangel begegnen wir nun an der UPD mit verschiedenen Ansätzen. So genehmigte der Verwaltungsrat auf Antrag der Geschäftsleitung eine Lohnsteuerungsstrategie und damit substantielle Lohnerhöhungen für diplomierte Pflegende, Oberärzte und –ärztinnen sowie Kaderärzte und –ärztinnen. Mit den Lohnerhöhungen reagiert die UPD auf die Bedürfnisse der betroffenen Berufsgruppen und setzt ein starkes Zeichen.
Zusätzlich wurde die Karriere-Website www.upd.jobs komplett neu konzipiert. Sie bietet Berufsleuten eine schnelle Orientierung und eine gute Portion Infotainment. Ausserdem kamen 2021 zahlreiche neue Vergünstigungen zum Benefits-Angebot für Mitarbeitende hinzu.
Zur Arbeitgeberattraktivität der UPD hat bestimmt auch beigetragen, dass wir im Herbst das Zertifikat «Fair-ON-Pay+ Gender Equality» erhalten haben, das die betriebliche Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern nach den aktuellen Vorgaben des Bundes prüft. Als nächstes werden wir an den UPD nun das Projekt «Betriebliches Gesundheitsmanagement» lancieren, um auch hier unsere Attraktivität als Arbeitgeberin zu verbessern.
Pandemie treibt Digitalisierung voran
Bei der digitalen Transformation hinkt das Schweizer Gesundheitswesen im internationalen Vergleich weiter nach. Durch die Pandemie hat sich die Digitalisierung allerdings beschleunigt – auch in der UPD. Das vor zwei Jahren ins Leben gerufene Digital Board konnte im 2021 bereits Lösungen in den Bereichen Telemedizin, Videokonsile oder Raummanagement etablieren.
Gleichzeitig arbeiteten die Spezialisten an weiteren Projekten, die im 2022 realisiert werden. Hierunter findet sich zum Beispiel ein klinischer Notfall-Chat sowie die Entwicklung von Apps zur Unterstützung von psychotherapeutischen Interventionen an der UPD. Und die Mitarbeitenden des Digital Boards denken auch bereits weit in die Zukunft, wie die Prozesse der Kliniken und Direktionen unter Einbeziehung digitaler Technologien optimiert werden können.
Tue Gutes und sprich darüber
Erfreuliches gibt es auch aus den drei Universitätskliniken und dem Zentrum Psychiatrische Rehabilitation zu berichten.
Die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJP) baute mit finanzieller Unterstützung durch den Kanton die ambulante Krisenintervention für Kinder- und Jugendliche an den Standorten Bern, Burgdorf, Biel und Spiez aus. Zudem konzentrierte die KJP die ambulanten Angebote der Stadt Bern im Länggass-Quartier und erweiterte die stationären Kapazitäten des Therapiezentrums für Essstörungen sowie des Notfallzentrums.
Anfang März 2021 eröffnete die Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie (PP) die Station Saxer . Diese neue Station entstand aus einem Projekt, das ein Organisationsmodell für eine Grossstation mit 40 Betten konzipierte. Die neue Station beinhaltet die beiden Zentren Suchtpsychiatrie und Psychotherapie und stärkt aufgrund der ergänzenden therapeutischen Angebote beide Spezialgebiete gleichermassen.
Gleichzeitig leistete die PP mit anderen Institutionen die Vorarbeiten für die Einrichtung einer Forensisch-Psychiatrischen Tagesklinik (FTK) mit 6-10 Plätzen im Regionalgefängnis Burgdorf unter der Schirmherrschaft der UPD. Die FTK ist seit 2022 für die mittelfristige Behandlung von psychisch kranken Gefängnisinsassen zuständig, die keine 24h-Spitalbetreuung, aber eine intensive psychiatrische Therapie benötigen.
Die European Foundation for Quality Management (EFQM ) hat das Zentrum Psychiatrische Rehabilitation (ZPR) der UPD mit der «3 Sterne Anerkennung für Excellence» ausgezeichnet. Damit erreicht das ZPR als einzige Institution dieser Art im Kanton Bern die 3-Sterne-Qualität.
Erfolge in der Forschung
Im psychiatrischen Universitätsspital des Kantons Bern sind Lehre und Forschung ein integraler Teil der täglichen Arbeit. Die Forschenden der UPD blicken zurück auf ein erfreuliches Jahr 2021. Verschiedene Akademikerinnen und Akademiker wurden habilitiert, erhielten wichtige Auszeichnungen oder konnten bedeutende Drittmittel für Forschungsprojekte einwerben.
Die Universität Bern und das Inselspital gründeten im Frühling 2021 ein Zentrum für Künstliche Intelligenz in der Medizin. Partner des neuen Zentrums sind sitem-insel, die UPD sowie das nationale Zentrum für Translationale Medizin und Unternehmertum. Das neue Center for Artificial Intelligence in Medicine (CAIM) vereint medizinische Spitzenforschung, Ingenieurswesen und Digitalisierung. Es soll mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz neue Technologien entwickeln, um eine massgeschneiderte und effiziente Patientenversorgung zu ermöglichen.
Die UPD in den Medien
Die UPD war auch im Pandemie-Jahr 2021 regelmässig in den Medien präsent . Besonders die hohe Aus- und teilweise Überlastung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie war schweizweit das ganze Jahr hindurch ein Thema.
Als Stv. Vorsitzender der Geschäftsleitung und Ärztlicher Direktor beeindruckte mich auch im Berichtsjahr einmal mehr das ausserordentliche Engagement meiner Kolleginnen und Kollegen aller Berufsgruppen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu Gunsten unserer Patientinnen und Patienten und betreuten Personen.
Unseren Mitarbeitenden, aber auch unseren Zuweisenden und Nachsorgenden, der Universität Bern, den befreundeten somatischen und psychiatrischen Institutionen, Behörden sowie übrigen Partnern danke ich im Namen der Geschäftsleitung herzlich für die gute Zusammenarbeit.
Prof. Dr. med. Michael Kaess
Stv. Vorsitzender der Geschäftsleitung und Ärztlicher Direktor der UPD